Knochenaufbau

 Allgemeines

Was ist ein Knochenaufbau?

Bei einem Knochenaufbau (sogenannte Augmentation) werden Bereiche des Kiefers, die aufgrund langjähriger Zahnlosigkeit und damit fehlender funktioneller Belastung oder durch einen langjährigen chronisch-entzündlichen Prozess resorbiert wurden, durch körpereigenen Knochen oder durch Knochenersatzmaterial aufgebaut.


Wann ist ein Knochenaufbau erforderlich?

Wird ein auf Implantaten getragener Zahnersatz geplant, der ein Implantat an einer strategischen Position erfordert, welche kein ausreichendes Knochenwiderlager zeigt, ist ein Knochenaufbau zur Implantation zwingend erforderlich.


Aus was ist ein Knochenaufbau?

Der Knochenaufbau erfordert stets ein Material, welches durch eine Operation in das Zielgebiet eingebracht werden muss. Es sind prinzipiell 4 verschiedene Materialgruppen denkbar:

  1. Autologer, körpereigener Knochen: Der für den Knochenaufbau benötigte Knochen wird durch eine Entnahme am selbigen Patienten gewonnen.
  2. Allogenes Knochenersatzmaterial: hier handelt es sich um menschlichen Knochen eines anderen Spenders. Eine Krankheitsübertragung oder Allergisierung ist bei solchem Material wie z.B. DFDBA (= demineralized freeze dried bone allograft) bisher zwar nicht bekannt, kann jedoch auch nicht vollkommen ausgeschlossen werden.
  3. Xenogenes Knochenersatzmaterial: Das Material entstammt aus tierischem (meist bovin oder porkin) oder pflanzlichem Ursprung. Bei tierischem, xenogenem Material liegt die selbige Grundproblematik wie bei allogenen Knochenersatzmaterialien vor - wenngleich auch hier keine Fälle bekannt sind.
  4. Alloplastiosches Knochenersatzmaterial: Es handelt sich um synthetisch hergestelltes Ersatzmaterial, welches in der Regel auf der Basis von ß-Tricalciumphosphat oder Hydroxylapatit besteht.

Welche Arten von Knochenaufbau gibt es?

Je nach vorliegendem Knochendefizit sind zwei Dimensionen für eine Implantation zu beachten: Zum einen ist dies die transversale Breite des Knochens, zum anderen das vertikale Knochenangebot vom oberen Rand des Alveolarknochens bis zur nächsten anatomisch wichtigen Nachbarstruktur. Ist eine der beiden Dimensionen für eine klassische Implantation zu gering, muss vor oder während der Implantation der Knochen in der entsprechenden Dimension aufgebaut werden.


Wie wird der körpereigene Knochen entnommen?

Es muss zunächst zwischen der Entnahme aus der Mundhöhle (intraoral) und der externen Knochenentnahme unterschieden werden. Da die in der Oralchirurgie benötigten Mengen an Aufbaumaterial meist überschaubar sind, spielen die extraoralen Spenderegionen hier eine eher untergeordnete Rolle.
Bei der intraoralen Entnahme wird durch einen kleinen chirurgischen Eingriff beispielsweise im Bereich des unteren Weisheitszahnes eine entsprechende Menge an Knochen entnommen, aufbereitet und in das aufzubauende Zielgebiet eingebracht. Im Mundbereich gibt es verschiedene Entnahmemöglichkeiten, welche sich je nach Ausgangssituation und benötigter Menge für die Spende eignen. Die Entnahmestelle verheilt innerhalb einiger Tage und der entfernte Knochen bildet sich im Lauf mehrerer Monate erneut nach. Da das Material vom selben Individuum stammt sind weder allergische Reaktionen, noch Keimübertragungen oder abstoßende Reaktionen des Körpers denkbar. Der Knochenaufbau mit körpereigenem Knochen stellt somit den Goldstandard dar.


Wie muss man sich nach der Operation verhalten?

Informationen zum Verhalten nach dem operativen Eingriff bietet unser Merkblatt.


Welche Komplikationen können während und nach der Operation auftreten?

Zu dem typischen postoperativen Bild gehören eine Wangenschwellung und gelegentlich eine Einschränkung der Mundöffnung (Kieferklemme). Postoperative Schmerzen kann man mit einem Schmerzmittel in der Regel gut in den Griff bekommen. Die Schwellung und die Kieferklemme nehmen 2 bis 3 Tage zu, um dann bis zum etwa 7. postoperativen Tag meist vollständig abzuklingen. Gelegentlich wird nach der Operation die Entwicklung eines Blutergusses beobachtet, der zwar ästhetisch unschön, aber medizinisch gesehen meist harmlos ist. Eine stärkere intraoperative Blutung ist eine seltene und beherrschbare Komplikation.
Bei der Entnahme im Weisheitszahngebiet des Unterkiefers ist aufgrund einer sehr engen Beziehung zum Unterkiefernerv seine Verletzung nicht völlig ausgeschlossen. Diese kann in einem Taubheitsgefühl der Lippe und des Kinns resultieren, das unterschiedlich lang anhalten kann.


Welche Medikamente werden im Rahmen des Knochenaufbaus verordnet?

Die Einnahme eines Schmerzmittels ist fast immer notwendig. Darüber hinaus ist eine perioperative Einnahme eines geeigneten Antibiotikums zur Vermeidung einer Wundheilungsstörung im Bereich des Knochenaufbaus sinnvoll, welche am Tag vor dem Eingriff begonnen wird und über einen Zeitraum von etwa einer Woche eingenommen werden soll.


Wie lange ist man nach der Operation körperlich beeinträchtigt?

Wann ein Patient sich nach dem Eingriff wieder fit fühlt, hängt zum einen vom Umfang und Dauer der Operation, zum anderen aber auch sehr stark von seiner individuellen körperlichen Verfassung ab. Eine Prognose ist im Einzelfall nur sehr schwierig zu stellen. In der Regel ist man aber für ca. 3-4 Tage nur bedingt oder gar nicht arbeitsfähig.