Implantate

 Allgemeines

Zahnersatz sollte idealerweise dem natürlichen Gebiss sowohl funktionell als auch ästhetisch im Nichts nachstehen. Da dies mit herkömmlichen Methoden der zahnärztlichen Prothetik nicht immer optimal gelingt, werden seit nun mehr über 40 Jahren Implantate als geeignete Alternative angewendet. Zahnärztliche Implantate nehmen von Jahr zu Jahr einen größeren Stellenwert in der Wiederherstellung des Kauapparates ein. Allein in Deutschland werden jährlich über 700.000 Implantate eingesetzt.
Implantat-gestützter Zahnersatz bietet viele Vorteile: Bei der Versorgung von zahnbegrenzten Lücken kann durch Implantate das Beschleifen gesunder Nachbarzähne umgangen werden oder bei gänzlich fehlenden Backenzähnen kann durch Implantate auf einen herausnehmbaren Zahnersatz verzichtet werden. Mit Implantaten verankerte Prothesen bieten durch eine stabile Verankerung ein Höchstmaß an Kau- und Sprechkomfort.
Da Implantate den eigenen Knochen funktionell belasten, kann dem fortschreitendem Knochenabbau in zahnlosen Kieferabschnitten zudem vorgebeugt werden.

Was sind Implantate?

Implantate sind künstliche Zahnwurzeln, die im Kieferknochen verankert werden und der Aufnahme von festsitzenden Kronen und Brücken oder herausnehmbaren Prothesen dienen.
Der Implantatkörper wird dabei in den Kieferknochen eingesetzt, so dass dieser nach einer Einheilphase von etwa 4 Monaten in der Regel weiter mit dem entsprechenden Zahnersatz versorgt werden kann. Dabei werden verschiedene Aufbauelemente mit dem Implantat verbunden, auf denen dann - vergleichbar wie beim herkömmlichen Zahnersatz - Kronen, Brücken oder herausnehmbare Prothesen befestigt werden.

Woraus bestehen Implantate?

Die meisten Implantate bestehen aus dem körperverträglichen Metall Titan bzw. aus einer Titanlegierung. Sie weisen eine speziell bearbeitete Oberfläche auf, die eine biologische Verankerung im Kieferknochen erleichtert. Nach der Einheilphase sind sie fest mit dem Knochen verbunden. Titan weist hervorragende mechanische Eigenschaften und eine extrem hohe Bioverträglichkeit auf.
Die Oberflächenrauhigkeit führt zu einer besseren Einheilung der Implantate im Knochen. Implantate aus dem Werkstoff Keramik wurden bereits vor 30 Jahren eingesetzt, wobei jedoch biomechanische Schwierigkeiten mit herkömmlichen Keramiken (relativ hohe Bruchanfälligkeit) dazu führten, dass dieser Werkstoff als Implantatmaterial an Bedeutung verlor. Seit kurzer Zeit werden Implantate aus der Hochleistungskeramik Zirkonoxid hergestellt und klinisch eingesetzt. Für eine Bewertung dieses Material reichen die verfügbaren Daten aus klinischen Langzeitstudien derzeit jedoch noch nicht aus. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt stellen daher Implantate aus Titan den Goldstandard dar.

In welchen Fällen können Implantate eingesetzt werden?

Implantate sind prothetische Hilfselemente und können in sehr vielen Situationen eingesetzt werden. Das Behandlungsspektrum reicht vom Ersatz einzelner oder mehrerer Zähne bis hin zur Versorgung ganzer zahnloser Kiefer.

Wie sieht die Therapieplanung aus?

Vor einer Implantation müssen Entzündungen an anderen Zähnen und dem Zahnfleisch behandelt und ausgeheilt sein und das Gebiss sollte weitgehend saniert worden sein. Vor dem Einsetzen der Implantate wird vom Zahnarzt eine prothetische Therapieplanung durchgeführt. Hierbei spielen sowohl die lokalen Gegebenheiten in der Mundhöhle als auch die Wünsche und Vorstellungen des Patienten eine entscheidende Rolle. Um das vorhandene Knochenangebot bewerten und den Eingriff planen zu können, sind neben der klinischen Untersuchung auch die Anfertigung von Röntgenaufnahmen notwendig.

Ist es sinnvoll, vor der Implantation eine CT (Computertomographie) bzw. DVT (digitale Volumentomographie) - Aufnahme durchzuführen?

Das Hinzuziehen eines CTs bzw. DVTs ist nur in seltenen und extrem komplizierten Ausnahmefällen für die Implantatdiagnostik notwendig. Hierbei muss der diagnostische Nutzen immer in Relation zu der nicht unerheblichen Strahlenbelastung und nicht zuletzt zu den mit dieser Aufnahmetechnik verbundenen Kosten gebracht werden.

Wie sieht das operative Vorgehen aus?

Eine generelle Beschreibung des Eingriffs ist sehr schwierig, da das implantat-chirurgische Spektrum sehr breit ist. Je nach Knochenqualität und -quantität kann der Eingriff einen unterschiedlichen Umfang und Schwierigkeitsgrad darstellen. Einfache Implantationen werden in der Regel in örtlicher Betäubung durchgeführt. Größere Eingriffe, bei denen mehrere Implantate eingesetzt werden oder gar der Kieferknochen zunächst erst für die Implantataufnahme aufgebaut werden muss, können selbstverständlich auch in Allgemeinnarkose durchgeführt werden. Hierbei kann im Wesentlichen dem Patientenwunsch entsprochen werden.
Man unterscheidet prinzipiell die Spätimplantation, bei der nach der Entfernung des Zahnes zunächst die knöcherne Abheilung abgewartet wird (3-4 Monate), von der Sofortimplantation, bei der direkt nach der Zahnentfernung ein Implantat in das dann leere Zahnfach eingesetzt wird. Bei der Implantation wird die Schleimhaut mit einem Schnitt eröffnet und das Implantatlager mit speziellen Bohrern vorbereitet. Das Implantat wird anschließend in dieses Bett eingesetzt und die Schleimhaut darüber vernäht. Die Nahtentfernung erfolgt nach etwa 10 Tagen. Da Knochen ein sehr langsam wachsendes Gewebe ist, dauert die knöcherne Einheilung des Implantates zwischen 4-6 Monaten. Im Anschluss kann nach der Freilegung des Implantates und folgender weichgeweblichen Abheilung der Mundschleimhaut die prothetische Versorgung durch einen geeigneten Zahnersatz begonnen werden. Die Entscheidung für das jeweilige Vorgehen ist von Fall zu Fall verschieden und sollte individuell unter Betrachtung aller wesentlichen Gesichtspunkte in einem Beratungsgespräch erfolgen.

Wie muss man sich nach der Operation verhalten?

Informationen zum Verhalten nach dem operativen Eingriff bietet unser Merkblatt.


Ist eine Implantation mit großen Risiken verbunden?

Die Risiken und Operationsfolgen einer Implantation sind mit denen anderer oralchirurgischer Eingriffe, z.B. einer operativen Zahnentfernung, vergleichbar. Hierzu gehören eine postoperative Schwellung, die Ausbildung eines Blutergusses oder das Auftreten eines Wundschmerzes, welches durch die Einnahme eines geeigneten Schmerzmittels gut behandelt werden kann. In schwierigen Einzelfällen kann es im Seitenzahnbereich des Unterkiefers zu einer Irritation des Nervs kommen, welcher das Kinn und die Unterlippe versorgt. Je nach Schwere kann ein auftretendes Taubheitsgefühl unterschiedlich lang anhalten.
Bei kleineren Implantationen sind die Patienten bereits am nächsten Tag wieder arbeitsfähig.

Kann eine Implantation immer problemlos durchgeführt werden?

Lokale Faktoren:
Die wichtigste Voraussetzung für das erfolgreiche Einsetzen eines Implantates ist ein ausreichendes Knochenangebot. In der Höhe werden mindestens 9 mm und in der Breite mindestens 5 mm benötigt. Ist dieses, z.B. aufgrund eines Unfalls oder eines massiven, parodontitis-bedingten Knochenverlustes nicht mehr gegeben, müssen vor oder zeitgleich mit der Implantation chirurgische Maßnahmen zum Ausbau des Kieferkamms getroffen werden. Hierfür kann körpereigener Knochen oder je nach Fall auch Knochenersatzmaterial verwendet werden. Um ein optimales ästhetisches Erscheinungsbild, insbesondere im Frontzahngebiet, zu erzielen, sind häufig auch chirurgische Korrekturen am umgebenden Zahnfleisch notwendig.

Allgemeine Faktoren:
Als allgemeine Risikofaktoren für Implantate gelten starker Tabakkonsum, eine nicht optimal eingestellte Zuckerkrankheit, starke Störungen der Blutgerinnung und bestimmte Knochenkrankheiten. Drogen- und Medikamentenmissbrauch können sich ebenfalls negativ auf die Implantatprognose auswirken. Altersbedingte Osteoporose scheint hingegen keinen negativen Einfluss auf den Implantaterfolg zu haben.


Wann werden Implantate mit dem Zahnersatz versorgt?

Damit die Implantate ungestört im Kieferknochen einheilen können, sollten sie eine bestimmte Zeit nicht mit Zahnersatz versorgt werden. Diese Phase dauert in Abhängigkeit der Knochenqualität 3 bis 6 Monate. In der Zwischenzeit wird der Patient auf Wunsch mit einem provisorischen Zwischenzahnersatz versorgt.
In einigen Fällen - z.B. bei der Versorgung des zahnlosen Unterkiefers - können die Implantate in Abhängigkeit der Zahnersatz-Konstruktion auch sofort prothetisch versorgt und mit Kaukräften belastet werden. Für andere Situationen fehlen Langzeitergebnisse, die belegen, dass eine Sofortbelastung der gesetzten Implantate zu einer genauso hohen Erfolgsrate führt, wie die Spätbelastung (nach der 3 bis 6-monatigen Einheilphase).


Wie lange halten Implantate?

Prinzipiell können Implantate ein Leben lang in Funktion bleiben. Wissenschaftliche Untersuchungen haben belegt, dass 90 % der im Unterkiefer eingesetzten Implantate nach 10 Jahren noch funktionstüchtig sind. Im Oberkiefer liegt die Erfolgsrate nach 10 Jahren bei 80 bis 85 %. Dennoch kann ein Implantat auch verloren gehen. Hierbei muss man zwischen dem Verlust in der Einheilphase und dem Verlust in der Belastungsphase, in der das Implantat seine Funktion aufgenommen hat, unterscheiden:
In der Einheilphase wird gelegentlich beobachtet, dass sich das Implantat nicht mit dem Knochen verbindet. Diese Phase ist - was einen möglichen Implantatverlust angeht - die kritische. Ist diese Phase allerdings überstanden, ist bei guter Mundhygiene das Risiko relativ gering ein Implantat zu verlieren.
Bei nicht optimaler Pflege können sich genauso wie am eigenen Zahn auch am Implantat Entzündungen entwickeln, die zu einem Abbau der Implantat-Knochen-Verbindung und damit auch einem Implantatverlust führen können. Deshalb ist die von Patienten durchgeführte tägliche Mundhygiene und Implantatpflege sowie regelmäßige Nachkontrollen und ggf. Mundhygienemaßnahmen beim Zahnarzt für die Lebenserwartung des Implantates besonders wichtig.